Leserbrief zum Artikel „Gewerkschaften und IHK stehen zur Möbel Kraft“ vom 21. Januar 2014
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst einmal möchte ich – unabhängig von der Beurteilung der Ansiedlung von Möbel Kraft – meine Anerkennung für die Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen Kraft aussprechen; dies gilt insbesondere der „symbolischen Kraft“ der an Laternenmasten aufgehängten Blumentöpfe und dem Einsatz des nicht unmittelbar betroffenen Björn Sander und seiner Mitstreiter.
In Ihrem Artikel vom 21. Januar 2014 wird die Zustimmung des DGB ausgeführt. Dies überrascht. Dem DGB und den ebenfalls genannten Kieler Gewerkschaften sollte bekannt sein, dass die Neuschaffung von Arbeitsplätzen i. d. R. mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden ist. Die Ansiedlung eines großen Möbelanbieters hat logische Konsequenzen für die kleineren Möbelanbieter vor Ort, denn per Saldo führt eine solche Neuansiedlung zu einem Verdrängungswettbewerb, der Umverteilung des Umsatzvolumens und dem Verlust von Arbeitsplätzen, da wir Bürger durch eine solche Ansiedlung nicht mehr Liquidität gewinnen.
Für die Stadt Kiel ist die Gewinnung von Gewerbesteuern durch die Neuansiedlung sicherlich interessant, hat aber gleichzeitig das Versiegen von anderen Gewerbesteuerquellen zur Folge. Dass dies ggf. nur Umlandgemeinden betrifft, mag die Stadt Kiel tatsächlich begünstigen. Aber ist eine solche Sichtweise volkswirtschaftlich sinnvoll und erträglich?
Im Übrigen sehe ich als Steuerzahlerin den Verlust von Steuergeldern, da die Investitionen zur Minderung der Steuerbelastung des Investors führen.
Und ein weiterer Gedanke, der zwar nicht so recht in unsere Welt des „Immer-Höher-Schneller-Weiter-Strebens“ passt, aber folgerichtig sich ergibt: und was passiert mit diesem Komplex Möbel Kraft in 20 Jahren, wenn er nicht mehr modern ist? Wird dann wieder mit Millionenaufwand die Modernisierung zu Lasten des Steueraufkommens durchgeführt?
Wir Bürger der Stadt Kiel würden durch die Neuansiedlung von Möbel Kraft einen weiteren enormen Teil der Naherholungsgebiete verlieren. Solche Bereiche sind wegen der zunehmenden Verdichtung in der Innenstadt und der steigenden Einwohnerzahl in Kiel jedoch umso wichtiger. Die Gespräche mit verschiedenen Kleingärtnern ergaben nachvollziehbare Gründe für die freiwillige Aufgabe vieler Kleingärtner. Wegen Alters wurden viele Kleingärtnern die Arbeit im garten eh zu viel und die Kinder sind aus verschiedenen Gründen nicht an einer Nachfolge interessiert. Außerdem ist der Verlust der vertrauten Gartennachbarschaft für manchen Kleingärtner ebenfalls Anlass für die Aufgabe seinen Gartens gewesen und die gute Abfindung lässt sich für altersgerechtes Wohnen einsetzen.
Mit Entsetzen müssen wir Bürger nun feststellen, dass schon vor dem Termin für den Bürgerentscheid Tatsachen geschaffen werden. der Abriss der Garten geschaffen werden. Der Abriss der Gartenhäuschen und die Rodung der Flächen ist bereits weit fortgeschritten. Es stellt sich daher die Frage, ob wir Bürger nicht ernst genommen werden. Die Vorgehensweise ist in keiner Weise akzeptabel und die Begründungen klingen dürftig.
Trotz oder gerade wegen der bereits vorgenommenen Tatsachenschaffung könnte dort nun eine wunderbare Grünfläche geschaffen werden, die sich sehr gut an das benachbarte Gelände der Grünen Schützengilde anpassen würde und sie wäre ein angemessener Ausgleich für den „straßenumschlungenen“ Stadtteil Hasseldieksdamm.
daher sollen wir Bürger durch starke Beteiligung an dem Bürgerbegehren an dem Entscheidungsprozess mitwirken.
Stimmen Sie ab und bringen Ihre Meinung bei dem Bürgerentscheid zum Ausdruck.
Überlassen wir die Entscheidung nicht einigen Wenigen.
Mit freundlichen Grüßen
Mathilde Heckmann-Janke
Und hier Fassung, wie sie am 31. Januar 2014 in den Kieler Nachrichten veröffentlicht wurde: