Fragen zur Kieler Stadtplanung – Ein Diskussionsbeitrag

Frage: Was ist das Ziel einer sozialen Stadtplanung?

„Wirtschaft und Wiederaufbau der Stadt zu stärken und möglichst jedem Bürger seinen Anteil am Boden und damit ein Stück Heimatsschönheit, Glück und Zufriedenheit zu sichern“, so der Hamburger Gartenarchitekt Leberecht Migge (1881-1935) in seinem Buch: Der Soziale Garten. Das Grüne Manifest 1926. Zusammen mit dem Stadtbaurat Willy Hahn entwickelte er den Grüngürtel, der 30.000 Kleingärten für die Kieler Bevölkerung zur Verfügung stellte.

dr-emil-lueken

Dr. Emil Lueken leitet 13 Jahre, von 1920 bis 1933, als Oberbürgermeister in den schwierigen Jahren der Weimarer Republik die Geschicke der Stadt Kiel.
Der auch „Kulturgürtel“ genannte grüne Ring war von Bebauung freizuhalten. Willy Hahn schrieb damals: „Die Bedürfnisfrage des Grüngürtels der modernen Städte (…) ist festgelegt durch Forderungen der städtischen Bevölkerung nach Erholung in ihren verschiedenen Formen und Forderungen der städtischen Ernährungswirtschaft.“ und „die Elemente eines Grüngürtels sind Parkanlagen, Friedhöfe, Sport- und Spielplätze verschiedenster Art und Größe bis zu einer großen Masse von städtischen Kleinflächen und durchgrünten Siedlungen.“ nachzulesen in dem Buch von Frau Dr. Dörte Beier: Kiel in der Weimarer Republik. Die städtebauliche Entwicklung unter der Leitung Willy Hahns, Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 48, Kiel 2004.

Frage: Was sind die „Visionen“ der aktuellen Stadtplanung?

Möglichst billig öffentlichen Grund und Boden für private Gewerbeansiedlungen anzubieten, in der Hoffnung so möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen?

moebel_kraft_aussenanlagenplan_BHF021013

„Öffentliches Schnäppchen“ 17 ha stadtnahes Grün – hier kostet ein qm 4,90

Die Innenstadtlagen dem freien Spiel der Immobilien- und Finanzwirtschaft zu überlassen? Selbst in Kiel entstehen luxuriöse Eigentumswohnungen, die sich in der Tat nur noch die „oberen 10.000“ leisten könne, Stadtplanung für 5% der Bevölkerung?

holtenauravensberg

„Feine Renditehäppchen“- hier kostet ein Quadratmeter über 4.500 Euro – egal ob historisch im ehemals öffentlichen Denkmal (rechtes Bild: Wasserturm am Ravensberg) oder neu mit exklusiver Fördelage (linkes Bild: Fördeterassen) oder am Kleinen Kiel.